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Soner Tuna

Die Berücksichtigung kultureller Hintergründe in der Suchtkrankenarbeit mit Migranten
Zur Bedeutung der Muttersprache in der interkulturellen Suchthilfe

Erschienen in: Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) (Hrsg.), Sucht in unserer multikulturellen Gesellschaft, Lambertus Verlag, 1998, (S.54-61)

Wenn wir uns mit 'Interkultureller Suchthilfe' befassen, müssen wir uns den kulturellen Kontext der jeweiligen Gruppen näher betrachten, um daraus Strategien für Suchthilfe ableiten zu können.

Diese Zielgruppen weisen viele Gemeinsamkeiten bezüglich ihrer Migrationserfahrungen auf, unterscheiden sich aber in einigen Punkten von sog. kulturellen Kontextbedingungen und -erfahrungen.

Wie die Migration auf den einzelnen Menschen wirkt, hängt u.a. von einigen Kriterien ab, die vor der Migration schon eine Einfluß ausüben. Diese sind v.a. die Herkunftsregion und damit der kulturelle Kontext, - das Alter, das Geschlecht und die Herkunftsfamilie

Die Faktoren üben einen Einfluß auf die Migrationssituation, d.h. das Leben in der Fremde aus. Abhängig von den oben genannten Größen unterscheiden sich die Betrachtungen zum Leben (Weltbezug), die Lebensrealität, die Sozialisations- u. Kulturerfahrungen, sprachliche Fähigkeiten, Freundeskreis, Integration, Assimilation, Ausgrenzungsphänomene und Zukunftsorientierung.

Besondere Unterschiede in der Interkulturellen Suchtarbeit, die es hervorzuheben gilt, liegen in der Organisation von Familie und deren Einfluß auf Entwicklung, im Bereich der Normen und Werte, im Bereich von Denken und Wahrnehmen und Lernstil, in der Erklärung von Körper und Krankheit, in der Interpretation von Situationen, im Umgang mit Konflikten und damit Bewältigungsstrategien, in der Informationsaufnahme - und verarbeitung, sprachliche Bedingungen und Kommunikationsformen

In der Effektivität von Interventionsmaßnahmen, stoßen wir auf die alten Fragen nach Ähnlichkeiten und Unterschieden psychischer Entwicklung, nach Bestimmungsstücken unterschiedlicher Mentalitäten und auf die kulturellen Grundlagen von Kommunikations- und Handlungsmustern.

In der Arbeit mit ausländischen Kindern und Jugendlichen kommen wir um die Arbeit mit deren Eltern nicht umher.
Besonders gilt, dies für Themen, die als bedrohlich wahrgenommen werden und damit angstbesetzt sind.

Die Elterngeneration lebt in der Angst, ihre Kinder, an eine von ihnen nicht gewünschte Weltansicht, zu verlieren.
Die Konfrontation mit dem Thema Sucht und Drogen bedeutet auch gleichzeitig eine Bedrohung für alle anderen Lebensbereiche.
Sie ist angstbesetzt, weil sie die Gesundheit ihrer Kinder und ihre eigene gefährdet; weil sie den status quo der Migrationssituation deutlich macht; weil sie das Selbstverständniß der Familie tangiert; weil es ausländerrechtliche Konsequenzen haben kann und weil ihre Lösungsversuche nicht greifen und es an Alternativen mangelt.


Zur Bedeutung der Muttersprache

Im Zusammenhang mit der interkulturellen Suchthilfe tritt als eines der größten Problembereiche die Sprachbarriere zwischen Klientel und Fachpersonal auf.
Bei keiner Aufzählung der migrationsspezifischen Belastungsmomente fehlt die sprachliche Dimension.

Betrachten wir uns die modernen Konzepte der Suchthilfe, so sehen sie die Vermittlung allgemeiner Handlungs- und Konfliktbewältigungskompetenzen vor, und versuchen, die Eigenverantwortung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern, Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln und Entscheidungskraft zu stärken.

Sprachliche und kulturelle Dimension der modernen Konzepte der Suchthilfe.

Allgemein anerkannt gilt, daß die Muttersprache die Trägerin gesellschaftlicher Erkenntnisse, Erfahrungen und Kultur ist. Sie gewährleistet die Übertragung dieses Wissens auf das Kind. Was das Kind an Wissen über die Vergangenheit lernt, ist für die Gegenwart von Bedeutung und wirkt sich indirekt auf die Identität aus.

Begriffe hingegen, aus denen sich u.a. die Sprache zusammensetzt, entwickeln sich als Resultat der Interaktion mit der Umwelt

Sie sind geistige Strukturen des Erkennens. Sie entstehen aus der Erfahrung eines Menschen mit seiner dinglichen und sozialen Welt und der Art und Weise, wie ein Mensch diese Erfahrungen verallgemeinert. Ein Begriff stellt das gesamte Wissen eines Individuums über einen Gegenstand oder Sachverhalt dar.

Jede Einzelsprache bildet einen für sie spezifischen Ausschnitt der Realität ab.

Darüber hinaus schafft die enge Einbettung der Sprache in das kulturelle Gefüge weitere Bedingungen für spezifische Begriffsbildung.

Was den Aufbau von sozialen Begriffen (wie z.B. "Gerechtigkeit" ,"Familie" "Ehre") angeht, bedarf das Kind der Interaktion mit Menschen, mit ihren Handlungen und Gefühlen und mit den sprachlich ausgedrückten Wertvorstellungen einer Kultur.
Begriffe sind auch das Resultat der Interaktion mit Ideen und Werten einer Kultur (vgl. Szagun 1991).

Die individuelle Entwicklung eines Kindes und damit auch die Begriffsentwicklung spielen sich innerhalb einer Sprach- und Kulturgemeinschaft ab. Begriffe sind damit sprach- und kulturabhängig.
"Sprachabhängige Begriffsbildung heißt (also), über sprachlich symbolisierte Begriffe den kulturellen Wissensbestand aufzunehmen" (Schönpflug 1987:61).

Begriffe leiten Erkenntnisprozesse, Handlungsplanung und Handlungsvollzüge und sind Grundlage der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit.

Kinder lernen die Sprache, die von den Personen ihrer Umgebung gesprochen wird. Sie lernen dabei aber nicht nur die Sprache, sondern die sozio-kulturell bedingten Verhaltensmuster werden mitvermittelt. Sprache wird nicht als Selbstzweck erlernt, sondern um Kontakt mit anderen Menschen herzustellen. Sie erfüllt die Funktion, eigene Gedanken und Gefühle auszudrücken. Dies wird in jeder Gesellschaft auf eine andere Art - also kulturspezifisch - vollzogen (Oksaar 1984a).

Nach Luria (1961 in Cropley 1984) wird das kollektive Wissen der Kultur hauptsächlich durch die Spache vermittelt.

Bei der Frage nach einem kollektiven Wissen einer Kultur stoßen wir auf die alten Fragen von Ähnlichkeiten und Unterschieden psychischer Entwicklung, nach Bestimmungsstücken unterschiedlicher Mentalitäten und auf die Grundlagen von Kommunikation und Handlungsfähigkeit. Es stellt sich die Frage nach sog. Kulturstandards.

"Unter Kulturstandard werden alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns verstanden, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden. Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieses Standards beurteilt und reguliert.
Als zentrale Kulturstandards sind solche zu bezeichnen, die in sehr unterschiedlichen Situationen wirksam werden und weite Bereiche der Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns regulieren und die insbesondere für die Steuerung der Wahrnehmungs-, Beurteilungs,- und Handlungsprozessen zwischen Personen bedeutsam sind" (Thomas 1993)

Die erste Hälfte der Definition verweist auf Dimensionen, die klassischer Weise für das Konzept "Kultur" diskutiert werden: von einer Gruppe geteilt, funktional bedeutsam für die Organisation von Denken, Fühlen und Handeln von Individuen und für die Regulation von Interaktion zwischen Individuen.

Die zweite Hälfte bezieht sich auf die Erklärung von situationsübergrefenden Normen der interpersonellen Wahrnehmung und Handlung.


Der Sozialisationsprozeß wird in der Psychologie als Lernprozeß verstanden.
"Sofern dieser Lernprozeß in spezifischen zwischenmenschlichen Interaktionen vermittelt wird und darauf gerichtet ist, eine Anpassung und Eingliederung in die Kultur zu erreichen, spricht man von Sozialisation" (Dressmann 1986:461).

In der Sozialisation erwirbt der Mensch also die kulturellen Normen, Werte und Ideen einer Gruppe/Gesellschaft. Dabei spielt die Sprache eine wichtige Rolle. Wie in dem Abschnitt über Begriffsbildung deutlich wurde, ist die Sprache kulturell geprägt und es findet eine sprachabhängige Begriffsbildung statt. Ein Kind kann keine Bezeichnung oder keinen Begriff in seiner Umgebung bilden, der nicht Teil der Kultur ist, in der das Kind aufwächst. Über seine Muttersprache lernt ein Kind, das Leben zu begreifen, das Geschehen auszudrücken, abstrakte und grundlegende Dinge zu bezeichnen.

Wenden wir uns nach diesem Exkurs über den Zusammenhang von Sprache und Kultur den o.g. Konzepten der Suchthilfe zu.

Darin sind die Begriffe Handlungs- und Konfliktbewältigungskompetenz, die Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Unabhängigkeit und Entscheidungskraft
von zentraler Bedeutung.

Die kognitive Verarbeitung ist eng mit kultureller Prägung verbunden.
Es herrscht eine Universalität der Bedeutungen vor (vgl. Slobin (1970) in Szagun 1991), d.h. sie sind in allen Sprachen gleich. Die Kombination von Merkmalen jedoch, die eine Wortbedeutung beschreiben, sind sprach- und kulturspezifisch.

Aus der Sprachwissenschaft kennen wir die Unterscheidung von Begriffen nach ihrer Konnotation und Denotation.
Dabei ist denotativ der sachliche Inhalt eines Begriff.
Die konnotative Bedeutung hingegen ist, was mit einem Begriff anklingt, wenn man 'z.B. Familie, Ehre, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit ' spricht oder hört.

Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und Entscheidungskraft sind Begriffe die auf die Individualität eines Menschen hinzielen.

Als Ziel einer Therapie wird Umstrukturierung und Reorganisation der Persönlichkeit hervorgehoben. Die Selbstverwirklichung der/des Klienten/in steht als übergeordnetes Ziel im Vordergrund. Der Prozeß der Therapie kann übergeordnet als Veränderungsprozeß verstanden werden, der durch Einsicht bzw. Neulernen auf den Ebenen des Denkens, Fühlens und Handelns erfolgt.

Betrachten wir uns den kulturellen Kontext von Migranten türkischer Herkunft, so müssen wir diese Begriffe entsprechend ihres konnotativen Bedeutungsgehaltes vergegenwärtigen.

Diese Migranten, stammen aus Lebenskonstellationen, die (1) geprägt ist von einer kollektivistischen Lebensform, (2) von einer externalen Kontrollattribution, (3) einer situativ geprägten Kausalattribution und (4) die zwischenmenschliche Problemsituationen eher harmonisierend lösen (vgl. dazu ÖZELSEL 1990)

zu (1)
Angehörige der Zielgruppe(n) kommen aus Gebieten in denen eine weitgehend systemische Denkweise vorherrscht. Der Einzelne ist wichtig im Sinne seiner Einbettung in die übergeordneten Systeme der Familie und näherer Umgebung (Nachbarschaft). Die Lebenswirklichkeit ist mit den "Anderen" verbunden. Konzepte über das "Ich" sind nicht individualistisch getönt, wie dies in der westlichen Auffassung über die Persönlichkeit eines Menschen dominiert. Der "kollektive Gedanke" überwiegt. Die Person wird in Verbindung zu den anderen gesehen und beschreibt sich auch über andere.
Die gesellschaftlich definierten Funktionen und Organisationsstrukturen von Familie beinhalten kulturspezifische Sozialisationsziele (Respekt, Rolle, Hierarchie, Anpassung in die Gemeinschaft/Familie und Verdrängung des "Ich" zum Wohle des "Wir") mit sehr unterschiedlichen Erziehungspraktiken (vgl. Zarifoglu).
Spezifische Funktionen oder Verhaltensweisen werden weniger durch persönliche Eigenarten als durch festgelegte soziale Rollen bestimmt.

zu (2)
Kulturen unterscheiden sich u.a. durch ihren Umgang mit Sanktionen und Beschränkungen. Der "locus of control" (Rotter) ist der Grad der Internalisierung der Eigenverantwortlichkeit bzgl. der Einhaltung von Richlinien und Verboten. Bei den "internalisierenden Kulturen" (eher westliche geprägte Kulturen) werden die Verhaltensrichtlinien verinnerlicht, d.h. daß starke Anforderungen an die 'Moral' und das 'Gewissen' des Einzelnen gestellt werden. "Externalisierende Kulturen" sorgen hingegen durch strenge Kontrolle der situativen Faktoren dafür, daß gegen allgemeingültige Verhaltensnormen nur unter größten Schwierigkeiten verstoßen werden kann. Die starke soziale Kontrolle läßt dem Einzelnen nur geringen persönlichen Freiraum (vgl Özelsel 1990).

zu (3)
Bei Verstößen gegen die Normen und Werte werden meist situative Faktoren verantwortlich gemacht.

zu (4)
Während das Ideal des westlichen Denkens der 'Individualismus' ist, gilt in kollektivistisch strukturierten Systemen das Ideal, so wenig von der gültigen Norm abzuweichen wie nur möglich. Dies drückt sich v.a. in zwischenmenschlichen Beziehungen und Kommunikationsstrukturen aus. Koptagel-Ilal berichtet von der traditionellen Zensur, die dazu führt, daß, persönliche, intrafamiliäre oder intrapsychische Konflikte über lange Zeiten verschwiegen werden.

Familiäre Kommunikationsformen

Wie aus dem Zusammenhang Sprache und Kultur deutlich wird, interagieren sprachliche Interaktionen stark mit kulturellen Lebensformen und -Vorstellungen. Suziokulturellle Werte und Normen werden durch die Sprache weitergegeben. Für unsere angesprochene Zielgruppe sind im Zusammenleben die Werte von Achtung, Respekt und Autorität sehr hohen Bedeutungswert. Handlungspläne und -vollzüge orientieren sich stark nach diesem Regelwerk Die gesellschaftliche Orientierung und Verhaltensstandards haben ihren Regulativ im Außen, daß bedeutet, die Einstellungen und Wertungen anderer ist für eigenes Verhalten bestimmend. Wahrnehmung und Beurteilung von Situationen werden durch eine externes Regulativ gefiltert. Individuelle Vorstellungen treten dabei in den Hintergrund.

Aus dieser Dynamik heraus lassen sich viele Phänome der Kommunikationformen von Migranten verstehen. Sie lassen sich bzgl. der Akteure unterscheiden.
Familiäre Ebene.
Das Regelwerk der Ehre verpflichtet das Familienoberhaupt dazu, die familiären Belange zu kontrollieren und zu lenken. Er genießt eine unangefochtene Autoritätsrolle. Ereignisse und Themen, die das Familienansehen in Frage stellen könnten, muß er verantworten. Die Struktur zwischen den Familien basiert darauf, daß das Ansehen der Familie stets im Vordergrund steht. Eine Kritik an einem Mitglied bedeutet eine Kritik an dem Oberhaupt und damit geht eine Abwertung einher. Diese beinhaltet, daß er nicht stark genug ist (im Sinne männlicher Autorität) seine Mitglieder derart zu kontrollieren und anzuleiten, daß sie sich "anständig" verhalten (orientiert an den heimatkulturellen Normen und Werten). Unter allen Bedingungen ist das Ansehen zu wahren. Denn die Verantwortung für normdifferntes Verhalten trägt das Familienoberhaupt.
Hierbei wird stark eine Trennung zwischen innen und außen vollzogen. Nach außen muß "das Gesicht gewahrt werden". Innerfamiliäre Probleme dürfen nicht nach außen dringen. Ein Beispiel aus einer Biographie soll diese verdeutlichen:
"In der ganzen Zeit der Inhaftierung wurde bei uns in der Familie kein einziges Mal gemeinsam gegessen. Es kam nicht vor, daß das Frühstück, Mittag- oder Abendessen gedeckt wurde und wir gemeinsam aßen. Zu Hause sprach niemand miteinander. Dies änderte sich nur, wenn wir Besuch hatten, denn niemand, nicht einmal die engsten Verwandten, wußten über den Verbleib und Aufenthaltsort meines Bruders bescheid. Es wurde vor allen Geheim gehalten" (Tuna 1996).

Diese Bewertungskategorie hat viele Tabuthemen innerhalb der Kommunikation zur Folge. Dies sind v.a. Themen, die zum einen das Ansehen der Respektspersonen und zum anderen der Familie in Mitleidenschaft ziehen könnten (u.a. Autorität, Respekt, Scham, Rollenverteilung und -hirarchie, Sexualität, Kriminalität, Drogen u.v.a.).

Gerade diese Ziele der Suchthilfe widersprechen einem Lebenskonzept, welches bei der ersten Migrantengeneration vorwiegend nach den Kulturstandards der Heimat orientiert ist und weiter favorisiert wird.

So sollen Kompetenzen gefördert werden, die nach den Vorstellungen über das Zusammenleben, gerade nicht förderlich sind.
So steht der Selbstständigkeit die Akzeptanz der Autorität entgegen,
der Unabhängigkeit die einzuhaltende Rangordnung
der Stärkung der Eigenverantwortlichkeit die Achtung vor den Älteren und die Unterordnung an ihre Anweisungen.

Unter diesen Bedingungen ist die interkulturelle Suchtarbeit auch eine Arbeit in zur Veränderung von Lebenskonzepten. Die Migrationssituation bringt mit sich, daß in der Fremde Menschen bei Konfliktsituationen auf bewährte Bewältigungsmechanismen zurückgreifen. Bei der Elterngeneration sind dies die Kulturstandards, die hier noch stärker vertreten werden, da in der Migrationssituation die Ängste, die Kinder (an eine von ihnen nicht gewünscht Weltansicht) zu verlieren, sehr hoch.

Ansichten über die Realität der Welt weisen eine starke kulturelle Bindung auf, die durch die Nutzung der Muttersprache die konotative Dimensionen verschiedener kultureller Ansichten zu verändern versuchen muß. Fremdspachliche Interventionen laufen Gefahr an großen Mißverständnissen zu scheitern, die auf einer interkulturellen Kommunikationsebene zu suchen ist.

So ist die Nutzung der Muttersprache, die auch gleichzeitig einen Weltbezug durch kulturabhängige Begriffsbildung zum Ausdruck bringt, für die Perspektive interkultureller Suchtarbeit von evidenter Bedeutung.


Literatur:

  • Cropley, A.J. 1984: Sprachkonflikt aus sozialpsychologischer Sicht.
    in: Spracherwerb - Sprachkontakt - Sprachkonflikt
  • Oksaar E. (Hrsg.), de Gruyter, Berlin, New York, (S.180-196)
  • Dressmann, H. 1986: Zur Psychologie der Lernumwelt
    in: Weidenmann, B.; Krapp, A., u.a. (Hrsg.): Pädagogische Psychologie - Psychologie Verlags Union München, (Kapitel 11)
  • Oksaar, E. 1984a: Sprache, Gesellschaft und interkulturelle Verständigung.
    in: Kühlwein, W. (Hrsg.): Sprache, Kultur und Gesellschaft.
    forum ANGEWANDTE LINGUISTIK Bd. 6, Gunter Narr Verlag, Tübingen, (S.21-30)
  • Özelsel, M. 1990: Migration und Krankheit
  • Schönpflug, U. 1987: Begriffsentwicklung zweisprachiger Kinder.
    in: Börsch, S. (Hrsg.): Die Rolle der Psychologie in der Sprachlehrforschung.
    Tübinger Beiträge zur Linguistik, 280, Gunter Narr Verlag, Tübingen
  • Szagun, G. 1991: Sprachentwicklung beim Kind.
  • Psychologie Union Verlag, München
    Thomas A. 1996: Psychologie interkulturellen Handelns, Hogrefe Verlag, Göttingen
    Tuna S. 1996: Leben in zwei Welten, in Migration und Gesundheit, Pro Familia Magazin, Heft 1/96, 22. Jg.


 
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