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Soner Tuna

Phänomene interkultureller Kommunikation im Begutachtungsprozeß

Erschienen in: Collatz, Hackhausen, Salman (Hrsg.), Begutachtung im interkulturellen Feld, Forum Migration, Gesundheit, Integration Bd 1, Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1999, (S.179-188)

Zusammenfassung
Der Artikel beschäftigt sich mit interkulturellen Kommunikationskontexten zwischen Antragsteller türkischer Herkunft und dem Gutachter. Nach einer kurzen Einführung zur interkulturellen Kommunikation werden aus psychiatrischen Gutachten exemplarisch Aussagen von Antragstellern und Stellungnahmen von Gutachtern zitiert und im Zusammenhang mit interkultureller Kommunikation gestellt. Das Kulturemmodell wird zur Analyse und Reflexion von Verhaltenseinheiten beschrieben. Mögliche interkultureller Mißverständnisse werden auf die Themenkomplexe Kulturelle Prägung kommunikativer Kodes, Krankheitsverhalten, Somatisierung von psychischen Leiden und Selbstwahrnehmung und Introspektionsfähigkeit bezogen. Im Anhang werden Kultureme und Kommunikationssituationen aus verschiedenen Ländern vorgestellt.

Einführung
Interkulturelle Kommunikation ist eine besondere Art der Kommunikation, in der die interkulturelle Unterschiedlichkeit zwischen eigenen und fremden Kulturen der beteiligten Personen deutlich wird. Wir gehen von einer Kommunikationssituation zwischen zwei Menschen aus verschiedenen Kulturen und unterschiedlichen muttersprachlichen Kodes aus. Dies geschieht sowohl auf verbaler als auch auf nonverbaler Ebene. Interkulturelle Kommunikation findet als direkter Austausch zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen statt. Sie ist gebunden an situative Gegebenheiten wie Raum, Zeit und Medium, die nicht neutral, sondern auch kulturell besetzt sind.

Bewußt oder unbewußt ist interkulturelle Kommunikation immer an das Interesse der Kommunizierenden gebunden. Bei interkultureller Kommunikation kann nicht davon ausgegangen werden, daß die Kommunikationpartner dieselben sprachlichen Zeichen nutzen, um dieselben Inhalte zu beschreiben und dieselben Bedeutungen zu übermitteln. Unterschiedlich sind in der Regel auch die soziokulturellen Systeme, die die Beteiligten geprägt haben und ihre Kommunikationsart bestimmen.

Gumperz geht davon aus, daß Schwierigkeiten des Kommunizierens auf Differenzen in der Wahrnehmung und Interpretation konventioneller sprachlicher und nicht verbaler Signale zurückzuführen sind.
Mitglieder einer Kultur erlangen in Laufe ihrer Sozialisation sowohl bestimmte Interaktionskonventionen, kommunikative Kodes (Gestik, Mimik, Interaktionsrhytmus), als auch soziokulturelles Hintergrundwissen mit Hilfe dessen die kommunikativen Kodes, die Aufschluß geben über soziale Werte, Beziehungsdefinitionen, Affektlagen und Verhaltenserwartungen interpretiert werden können.

Kulturelle Prägung kommunikativer Kodes
Das Kulturemmodell von Oksaar (1983) kann zur Betrachtung der kulturellen Prägung kommunikativer Kodes eingesetzt werden.
Soziokulturelle Verhaltensweisen lassen sich durch das Modell beschreiben. Es geht davon aus, daß kommunikative Verhaltensweisen mehr oder weniger isolierbar sind: daß sich begrüßt wird, oder nicht, je nach Situationen, daß sich bedankt, entschuldigt wird, daß es Tabuthemen gibt. Diese Einheiten nennt sie Kultureme. Sie versteht sie als abstrakte Einheiten, die in verschiedenen kommunikativen Akten unterschiedlich realisiert werden können. Ihre Umsetzung erfolgt durch Behavioreme, die verbal, parasprachlich (Intonation, Rhythmus, Atmung, Stimmlage, Pausen, Modulation) , nonverbal und extraverbal (Raum, Zeit, Kontext) sein können und eine Antwort auf die Fragen wie?, durch welche Mittel? ermöglichen.

Abbildung : Kulturemmodell

Nach diesem Modell lassen sich Verhaltensweisen in Einheiten gliedern und beschreiben. Für den Begutachtungsprozess erweist sich die Analyse kulturspezifischer Einheiten von Verhaltensweisen für sehr sinnvoll. Am Beispiel des “Krank-Seins” soll im folgenden näher darauf eingegangen werden.

“Krank-Sein” und interkulturelle Kommunikation

Krankheit bzw. das Auftreten des sich Krankfühlens ist zunächst ein subjektiv wahrgenommenes Unwohlsein, daß später innerhalb eines heilkundlichen Ideensystems erst zur Krankheit objektiviert wird. Kranksein unterliegt “... einem Entwicklungs- und Wandlungsprozeß, der kulturspezifisch wahrgenommen und manipuliert wird. Dieser Vorgang reicht von der ersten Wahrnehmung von Symptomen über die Diagnose bis hin zur Therapie und verschiedene kulturelle Institutionen sind für seine einzelnen Stadien verantwortlich” (Koch 1987).
Peseschkian (1998:15) beschreibt in seiner transkulturellen Betrachtung zum Unterschied zwischen Orient und Okzident folgende Umgangsformen des Umfeldes und Wahrnehmungen des Kranken:
Orient: “Ist hier jemand erkrankt, so wird das Bett ins Wohnzimmer gestellt. Der Kranke steht im Mittelpunkt und wird von zahlreichen Familienmitgliedern, Verwandten und Freunden besucht. Ein Ausbleiben der Besucher würde als Beleidigung und mangelnde Anteilnahme aufgefaßt."
Okzident: “Wenn jemand krank ist, möchte er seine Ruhe haben. Er wird von wenigen Personen besucht. Besuche werden auch als soziale Kontrolle empfunden.”

Krankheitsverhalten
In vielen sozialmedizinischen Gutachten über Antragsteller türkischer Herkunft sind die folgenden Zitate oft benutzte Formulierungen zur Beschreibung ihres Verhaltens:
“Jede Bewegung des Körpers wird von Schmerzbekundungen begleitet.
“Ihr Verhalten ist leidensbetont mit demonstrativen Schmerzangaben.”
“In psychischer Hinsicht leidensbetontes Ausdrucksverhalten,...”
“Auffalend ist hier eine nicht zu übersehende Aggravationstendenz ...”

Ein Faktor, der die interkulturelle Verständigung beeinflußt, ist die Ebene der Wahrnehmung. Im Prozeß der Wahrnehmung nimmt ein Mensch immer nur eine begrenzte Anzahl von Reizen seiner Umwelt auf und bewertet diese nach Wichtigkeit. Wahrnehmung und Kommunikation werden durch kulturelle, soziale, psychische und situative Faktoren beeinflußt. Dazu zählen auch u.a. das Weltbild des Menschen (innere Landkarten), seine Glaubens-, Wert-, und Einstellungssysteme sowie Sozialorganisationen wie Familienstrukturen, Erziehungseinrichtungen, religiöse Einrichtungen u.ä.).

Im Bereich der Sprache sind Sprachkenntnisse ohne Frage ein zentrales Element für die Verständigung mit anderen Menschen. Erforderlich ist aber auch, zu wissen, in welcher Situation eine bestimmte Sprachform wie angewandt wird. Sprachlichen Formulierungen liegt ein Denkmuster einer Sprache zugrunde.

- Begriffe als Modelle der Wirklichkeit
Begriffe sind geistige Strukturen des Erkennens. Sie entstehen aus der Erfahrung eines Menschen mit seiner dinglichen und sozialen Welt und der Art und Weise, wie ein Mensch diese Erfahrungen verallgemeinert. Ein Begriff stellt das gesamte Wissen eines Individuums über einen Gegenstand oder Sachverhalt dar. Begriffe sind das Resultat der Interaktion mit der Umwelt. Zur Entwicklung gehören eine anfängliche Begriffsstruktur im Kind, psychologische Prozesse des Subjekts mit seiner dinglichen und sozialen Umwelt, ein interner Strukturierungsprozeß und sukzessive Begriffsstrukturen, die als Resultat der Interaktion im Laufe der Zeit entstehen und zur Begriffsstruktur eines Erwachsenen führen. Begriffe bilden nicht nur die Wirklichkeit ab, sie konstituieren sie auch (Szagun1991).

Begriffsinhalte müssen interindividuell übereinstimmen, sonst kann Kommunikation nicht erfolgreich verlaufen.

Begriffe sind geistige Strukturen des Erkennens. Sie entstehen aus der Erfahrung eines Menschen mit seiner dinglichen und sozialen Welt und der Art und Weise, wie ein Mensch diese Erfahrungen verallgemeinert. Begriffsstrukturen, die als Resultat der Interaktion im Laufe der Zeit entstehen und zur Begriffsstruktur eines Erwachsenen führen, haben einen prozeßhaften Charakter. Die Aneignung von Begriffen ist ein lebenslanger Prozeß.

Der Erwerbsprozeß der Wortbedeutung findet in der Sozialisation innerhalb des sozialen und kulturellen Kontext statt. Darin werden die Wortbedeutungen entsprechend den Vorstellungen, Werten, Normen und Ideen der Mitglieder der jeweiligen Gruppen weitergegeben.
In der Sozialisation erwirbt der Mensch also die kulturellen Normen, Werte und Ideen einer Gruppe/Gesellschaft. Dabei spielt die Sprache eine wichtige Rolle. Ein Kind kann keine Bezeichnung oder keinen Begriff in seiner Umgebung bilden, der nicht Teil der Kultur ist, in der das Kind aufwächst. Begriffsbildung findet ihren Ausdruck in sprachlichen Einheiten und Strukturen. Jede Einzelsprache bildet einen für sie spezifischen Ausschnitt der Realität ab. Darüber hinaus schafft die enge Einbettung der Sprache in das kulturelle Gefüge weitere Bedingungen für spezifische Begriffsbildung.
Die individuelle Entwicklung eines Kindes und damit auch die Begriffsentwicklung spielen sich innerhalb einer Sprach- und Kulturgemeinschaft ab. Begriffe sind sprach- und kulturabhängig.


Aus einem interkulturellen Kommunikationkontext läßt sich dieses oben zitierte Ausdrucksverhalten der türkischen Patienten folgendermaßen nach dem Kulturemmodell beschreiben:

 

Der ethnokulturelle Hintergrund von Kranksein verdeutlicht das Verhaltensmuster:
Der freie Ausdruck von Wünschen und Emotionen ist in traditionellen Kreisen nicht gestattet. An dessen Stelle treten nonverbale und indirekte Ausdrucksformen. Diese werden entweder durch bestimmte Verhaltensweisen oder indirekte Redensarten mitgeteilt. “Er berichtet dann von einem Gleichnis aus der Türkei, das mir wiederum unverständlich ist.”
Die meisten Patienten, v.a. diejenigen mit keiner oder geringer Schulbildung, haben nur geringe Kenntnisse über ihren Körper. Aufgrund von weitgehender oder völlig fehlender Informationen über Körpervorgänge ist es naheliegend, wenn ungewöhnlich klingende Vorstellungen geäußert werden. In der Vorstellung sind Symptom und Krankheit untrennbar verknüpft. Krankheit wird dann wahrgenommen, wenn Störungen auftreten, die als Krankheitszeichen gelten. Diese sind in der Regel Schmerzen und äußerlich sichtbare Veränderungen. Die Trennung von Psyche und Soma, die die moderne Medizin praktiziert, ist in diesem Krankheitsverständnis nicht vorhanden. Die leiblich-seelisch erlebte Mißbefindlichkeit betont das ganzheitliche Krankheitsempfinden.

Bedingt durch diese soziokulturell-ganzheitliche Krankheitsverständnis werden in fast allen Krankheitsfällen leibnahe Symptome (Somatisierung) produziert. Die Beschreibung der Symptome sind dann leibnah und besonders schmerzbetont. Im engen Zusammenhang mit dem Erkennen von Erkrankungen steht die subjektive Deutung ihres Schweregrades.

In den Schilderungen zur Wahrnehmung der Krankheit werden häufig die Organe Leber, Lunge und Herz erwähnt. Depressive Syndrome erinnern vielfach an funktionelle psychovegetative Störungen oder an psychogene Schmerzsyndrome. Dabei stehen folgende Symptome im Vordergrund: Diffuse unspezifische Beschwerden und Schmerzen im Bereich vieler Organe und Organsysteme, diffuse Druckkopfschmerzen, Muskelschwächen und –schmerzen, Klagen über Lähmungserscheinungen und Hypo- bzw. Hyperästhesien im Bereich der Extremitäten, die an konversionsneurotische Beschwerdebilder erinnern, diffuse hypochondrische Ängste und Befürchtungen, vor allem Angst davor, an den Folgen eines schweren körperlichen Leidens dauerhaft Invalide zu werden bzw. zu sterben, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, leichte Erschöpfbarkeit, unspezifische Schwindelzustände, Beklemmungsgefühle, leichte Reizbarkeit mit starker Nervosität und innerer Unruhe (dazu Zarifoglu).

Somatisierung von psychischen Leiden
Ein weiteres sehr auffälliges Verhalten türkischer Antragsteller ist die vehemente Ablehnung jeglicher psychischer oder psychiatrischer Erkrankungen.
...“Während des einleitenden Gesprächs erklärt Herr Y., daß er eigentlich nicht wisse, was er hier solle . Er gehe aber zu jedem Arzt, zu dem man ihn schickte” ... “Seelisch gesehen ging es ihm gar nicht so schlecht. - ... Er schlafe nicht gut. Aber es gebe überhaupt keine Probleme, wenn man das meine”...

Die Reaktion eines türkischen Patienten auf das Ergebnis, des Verdachts auf eine depressive Verstimmung, eines Krankenhauses: ...“Dazu Herr Y. kopfschüttelnd und abweisend “O Gott, o Gott,” – dafür habe er kein Verständnis. Auf weiteres Nachfragen die Antwort: “Ich bedanke mich bei allen Ärzten für das, was sie getan haben, - aber meine Schmerzen kommen vom Rücken.” Es gäbe keine Probleme, er könne mit der “Depression” nichts anfangen.”...

Die Somatisierungstendenz bei Migranten v.a. erster Generation ist sehr hoch. Sie liegt zum einen in ihnen tief verwurzelten “traditionellen inneren Zensur”, die einen direkten und freien Ausdruck von Problemen und Gefühlen nicht erlaubt. Weiterhin ist die “körperliche Krankheit” eine, soziokulturell, mit Toleranz begegnetes Leiden. Der körperlich Kranke Mensch wird als schutzbedürftig betrachtet und für sein “Versagen” nicht persönlich verantwortlich gemacht.
In türkischen bäuerlichen Kulturen lehnt sich das Krankheitsverständnis eng an die Volksmedizin an. Dieses entspricht nicht einer bio-medizinischen Vorstellung. Die volksmedizinische Betrachtungsweise geht davon aus, daß die Krankheit von außen in den Körper eindringt und ihn zumeist ganzheitlich befällt. Die Symptome lassen sich bei einem ganzheitlichen Krankheitsgefühl in der Regel kaum eindeutig beschreiben, sie lassen sich höchstens mit einem allgemeinen Vitalitätsverlust, Erschöpfungszuständen oder Schmerzsyndromen umschreiben.
Die Trennung von Psyche und Soma, die die moderne Medizin praktiziert, ist in diesem Krankheitsverständnis nicht vorhanden. Die leiblich-seelisch erlebte Mißbefindlichkeit betont das ganzheitliche Krankheitsempfinden.

Selbstwahrnehmung und Introspektionsfähigkeit
...“Selbstwahrnehmung und Introspektionsfähigkeit sind nicht entwickelt. Mögliche psychogenetische Zusammenhänge werden entschieden und entrüstet abgewehrt. Psychiatrisch relevante Belastungen und Konfliktlagen ließen (abgesehen von möglicher subjektiver Erfahrung im Rentenverfahren) nicht eruieren.”...
...“Die Untersuchung war hinsichtlich der Erfassung psychodynamisch relevanter Faktoren völlig unergiebig. Mit Sicherheit liegen weder eine seelische Erkrankung noch eine neurotische Entwicklung vor.”...

In interkulturellen Begutachtungsprozessen müssen Fragen nach Unterschieden und Ähnlichkeiten von menschlicher und damit psychischer Entwicklung und nach Bestimmungsstücken unterschiedlicher Weltbezüge gestellt werden. Die Introspektionsfähigkeit ist stark mit einem individualistischem Konzept psychischer Entwicklung des Menschen verbunden. Angehörige traditionell orientalisch sozialisierter Menschen verfügen mehr über ein kollektivistisch getönte Vorstellung von psychischer Entwicklung. Die starke soziale Kontrolle läßt dem Einzelnen nur geringen persönlichen. In orientalischen Kulturen ist das Zusammenleben stark von dem Einfluß Anderer abhängig. Konzepte über das “Ich” sind nicht individualistisch getönt, wie dies in der westlichen Auffassung über die Persönlichkeit eines Menschen vorherrscht. Ein Angehöriger dieser Lebensform sieht sich in Verbindung zu den anderen und beschreibt sich selbst auch über andere: zum Beispiel “Ich bin der Sohn von ...”. Im angestrebten Idealfall entsteht durch gegenseitige Ergänzung eine Art “Kollektivwesen” (Özelsel). Dieses Lebensgefüge läßt sich ähnlich wie ein Organismus beschreiben. Alle einzelnen Teile (Organe) wirken in Abhängigkeit zueinander zusammen und können erst dadurch als Gesamtes existieren. Die Wirklichkeitskonstruktion ist mit den “Anderen” verbunden. Der Einzelne ist wichtig im Sinne seiner Einbettung in die übergeordneten Systeme der Familie und näherer Umgebung (Nachbarschaft). Hierbei überwiegt der “kollektive Gedanke”. Die gesellschaftlich definierten Funktionen und Organisationsstrukturen von Familie beinhalten kulturspezifische Sozialisationsziele mit sehr unterschiedlichen Erziehungspraktiken (vgl. Özelsel 1990).
Im Zusammenleben haben die Werte von Achtung, Respekt und Autorität sehr hohen Bedeutungswert. Handlungspläne und -vollzüge orientieren sich stark nach diesem Regelwerk. Die gesellschaftliche Orientierung und Verhaltensstandards haben ihren Regulativ im Außen, daß bedeutet, die Einstellungen und Wertungen anderer ist für eigenes Verhalten bestimmend. Wahrnehmung und Beurteilung von eigenen Befindlichkeiten und Situationen werden durch externe Aufforderung gefiltert. Individuelle Vorstellungen treten dabei in den Hintergrund. So gehört die Beschreibung eigener psychischer Entwicklung und Befindlichkeit nicht zur Gewohnheit. Aus dem eigenen Krankheitserleben des Kranken sind diese psychischen Bereichen nicht wahrnehmbar bzw. eine Akzeptanz dieser würde eine Schwächung nach Außen (soziale Gefüge) bedeuten. In einer nach dem kollektiv orientierten Lebensform, in der die Familie und das soziale Umfeld die Bestimmung des Ich und die Definition der Persönlichkeit ausmachen, ist die Entwicklung von Introspektionsfähigkeit sehr erschwert. Vielmehr sind nonverbale und indirekte Ausdrucksformen, oft mit Gleichnissen umbeschrieben, vorzufinden.

Für eine gelungene interkulturelle Kommunikation bedarf es deshalb der Kenntnis des kulturellen, religiösen und sozialen Hintergrundes und auch der verbalen Sprache mit ihrem semantischen und sinnbildlichen Eigenschaften.

 

 


 
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